Gesundheit










Rinder leben, gut gehalten, viele Jahre und können auch mal krank werden. Wenn dann Medikamente zum Einsatz kommen müssen, haben homöopatische und pflanzliche Mittel bei uns Vorrang. Der Einsatz von Antibiotika, falls wirklich notwendig und vom Tierarzt angeraten, betrifft in unserem Betrieb eigentlich nur die Zuchttiere, die ja lange am Betrieb bleiben. Der Nachwuchs, also die Schlachttiere, brauchte bisher so gut wie nie Medikamente, abgesehen von Behandlungen gegen Parasiten. Würde ein Schlachttier doch einmal Antibiotika bekommen (unsere Zuchttiere sterben auch nicht an Altersschwäche), dann nur wenn vor der Schlachtung mindestens die doppelte Wartezeit des Medikamentes (Zeit zum Abbau und Ausscheiden aus dem Körper) eingehalten werden kann. Da das bei Bio vorgeschrieben ist und damit eine Mindestgrenze darstellt, würden wir, wenn möglich, noch deutlich länger warten. Über alle evtl. gegebenen Medikamente und Mittelchen beim jeweiligen Schlachttier, geben wir euch gerne im Detail Auskunft, falls ihr bei uns Rindfleisch kaufen möchtet.

Statt zu behandeln, beugen wir lieber vor. Und die Möglichkeiten dafür sind mannigfaltig.

Durch die Art und Weise der Rinderhaltung kann man ungemein zu ihrer Gesunderhaltung beitragen. Wie beim Menschen zählen dabei Gesundheitsvorsorge, gute Ernährung, Hygiene, viel Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf, gute Sozialkontakte und die Vermeidung von Stress. Diese Erfahrung haben wir selber am Betrieb gemacht. Die Notwendigkeit von Behandlungen und die Totgeburtenrate hat im Zuge der Hofübergabe extrem stark abgenommen, nachdem wir wichtige Veränderungen bzgl. Fütterung, Stallhygiene, Herdenmagement und Klauenpflege durchgesetzt haben. Inzwischen kommt der Tierarzt fast nur noch für Kastrationen und bei Problemen rund um die Geburt.

Aber auch andere Dinge, die nicht so offensichtlich sind, können großen Einfluss auf die Gesundheit von Rindern und Nutztieren im allgemeinen haben: Heutzutage ist es leider nicht unmöglich, dass der halbe Bestand tot umfällt, weil versehentlich "die falsche Mikrobe" in den Stall gelangte. Nutztierseuchen sind menschengemacht! Einer der Gründe dafür ist die Verarmung der genetischen Vielfalt durch die profitorientierte Züchtung auf Milch- und Fleischleistung. Eigenschaften wie Robustheit, Leichtkalbigkeit, Klauengesundheit, Langlebigkeit, geringe Stressanfälligkeit und Resistenz gegen Krankheitserreger gingen immer mehr verloren, ebenso wie ursprüngliche, an regionale Umwelteinflüsse angepasste, aber weniger "profitable" Rassen. Ungemein beschleunigt wird dieser Prozess durch die Besamung. Kaum ein Rinderbetrieb hat noch selber gute Deckbullen aus regionaler Zucht. Abertausende von Kühen werden mit Sperma besamt, das von einigen wenigen Hochleistungsbullen herstammt und teilweise weltweit versendet wird. Ganze Bestände sind letztlich zu eng miteinander verwandt und genetisch sehr ähnlich.

Die Charolais Herde haben wir mit der Hofübergabe "geerbt". Wir lieben ihren Charakter, finden sie sehr schön und wir können i.d.R. alle Tiere gesund und fit halten. Aber würden wir mit der Rinderhaltung neu starten, käme für uns wohl eine andere, noch robustere, standortangepasstere und leichtkalbigere Rasse in Frage.

Ein weiterer, für uns wichtiger Aspekt der Rindergesundheit ist, dass an ein Rind Hörner gehören. Zu diesem Thema findet ihr auf der "Rinder" Übersichtsseite eine eigene Rubrik.

Und schließlich gibt es da die kleinen aber vielleicht völlig unterschätzen Zusammenhänge von Nutztiergesundheit und Ökosystem Wiese. Die Gräserarten, die auf Ackerflächen für Silage angesäht werden, kann man an einer Hand abzählen. Und viele Pflanzenarten vertragen starke Düngung auf Wiesen und Weiden nicht. Ungeliebte "Unkräuter" werden zum Teil "weggespitzt" und eine Reihe anderer Pflanzenarten gleich mit. Artenreiches Grünland kann so gar nicht erst entstehen. Eine dauerhafte Grünlandwiese dagegen bietet durch unterschiedliche Nähr- und Wirkstoffe in verschiedenen Kräutern und Gräsern den Tieren vielfältige Nahrung und eine "Natur-Apotheke", aus der sie sich theoretisch je nach Belieben bedienen können. Durch nicht zu frühes Mähen und geringere Schnittzahlen, die nicht "alles aus der Wiese rausholen, was geht", versuchen wir die Kräuter, die auf unseren Grünlandflächen gedeihen, zu erhalten, auch wenn sie angeblich "keinen Futterwert" besitzen. Vom ökologischen Nutzen dieser Maßnahmen mal ganz abgesehen...